Sojus 36 startete vom Kosmodrom Baikonur. Die Landung
erfolgte 180 km südöstlich von Dsheskasgan. Der Flug war die
fünfte Interkosmos-Mission. Bertalan
Farkas wurde
erster Kosmonaut aus Ungarn.
Nach
eintägigem Alleinflug koppelte
Sojus 36 am 27. Mai 1980 mit
Saljut 6 und es folgten gemeinsame Arbeiten mit der
vierten
Stammbesatzung. Der ursprüngliche Starttermin im Juni 1979 wurde wegen
des Ausfalls des Haupttriebwerks bei der
Sojus 33-Kapsel entsprechend verschoben.
Hauptaufgaben
dieser Mission waren wissenschaftliche Material-Experimente und
Erdfotografie.
Das
Experiment Pille sollte die radioaktive
Belastung der Besatzung durch kleine Thermolumineszenzdosimeter (zur Messung
ionisierender Strahlung) messen. Die Dosimeter waren an der Kleidung der
Kosmonauten und an den Wänden der Raumstation befestigt.
Drei weitere
Experimente betrafen die Wirkung der Schwerelosigkeit auf menschliche
Zellen.
Waleri
Kubassow und Bertalan
Farkas fotografierten mit der Kamera
MKF-6M etwa 60 Prozent des Territoriums von Ungarn.
Zur selben Zeit wurde das gleiche Gebiet von Bord einer Antonow AN-30 aus einer
Höhe von 6,4 bis 8,0 Kilometer fotografiert. Weiterhin wurden vier
verschiedene Filmtypen von Helikoptern aus einer Höhe von 1.500 bis 2.500
Meter zu Vergleichszwecken aufgenommen. Die
MKF-6M musste jeweils auf das zu fotografierende
Gebiet exakt ausgerichtet werden.
Die internationale Besatzung konnte
zahlreiche neue Daten durch Verwendung der Schmelzöfen Kristall und Splaw
gewinnen. Diese Experimente betrafen das Schmelzen, Vermischen und
Kristallieren von Materialien unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit. Diese
Metallversuche haben eine große Bedeutung für die Entwicklung
künftiger elektronischer Bauteile.
Schließlich wurde
Sojus 36 am 29. Mai 1980 noch zur Anhebung der
Flugbahn von
Saljut 6 verwendet.
Die Kosmonauten kehrten am
03. Juni 1980 mit
Sojus 35 zur Erde
zurück, während
Sojus 36 als Rettungsraumschiff an
Saljut 6 angekoppelt blieb. Am Tag danach setzten
Leonid
Popow und Waleri
Rjumin das Raumschiff vom hinteren zum vorderen
Kopplungsstutzen der Raumstation um. Erstmals flogen Kosmonauten ein
Raumschiff, mit dem sie nicht gestartet waren, und das auch nicht für ihre
Landung vorgesehen war. Nach Ablauf von zwei Monaten konnte
Sojus 36 nicht länger als Rettungsschiff
vorgehalten werden. Der Weltraumveteran Wiktor
Gorbatko und der Vietnamese
Pham
Tuân lieferten mit
Sojus 37 ein
neues Raumschiff an die Station und brachten
Sojus 36 zur Erde zurück.
In ihren
Raumanzügen hatten die Kosmonauten ihre Plätze im Landemodul
eingenommen, nachdem sie die Luke zur Orbitalsektion geschlossen hatten. Dann
richteten sie das Raumschiff so aus, dass das Triebwerk des Geräteteils in
Flugrichtung zeigte. Dieses wurde kurz darauf für 188 Sekunden
gezündet und leitete den Abstieg zur Erdoberfläche ein. Im
nächsten Schritt erfolgte das planmäßige Abtrennen der
Orbitalsektion und des Geräteteils, die beide in der Erdatmosphäre
verglühten. Das verbleibende Landemodul wurde so ausgerichtet, dass der
Eintrittswinkel für eine möglichst genaue Landung in Kasachstan
erreicht wurde. Nach dem Eintritt in die Erdatmosphäre brach der
Funkkontakt wegen der heißen Plasmagase rund um die Kapsel ab. Dann
löste sich der Deckel des Fallschirmbehälters und der Bremsfallschirm
wurde ausgestoßen. Nachdem auch der Hitzeschutzschild abgetrennt worden
war, schwebte die
Sojus an ihrem Hauptfallschirm Richtung Erdboden.
Kleine Feststoff-Bremsraketen, die kurz vor dem Berühren des Bodens
ausgelöst worden waren, verminderten die Aufprallgeschwindigkeit. Sofort
nach der erfolgreichen Landung wurden die Fallschirmleinen gekappt, damit die
Kapsel nicht durch den Wind über den Boden gezogen werden konnte. Nach der
Landung gehört es zum Ritual, dass die Kosmonauten das Raumschiff mit
ihrer Unterschrift versehen.
Kern der relativ einheitlichen
Interkosmos-Missionen waren Originalübertragungen des Starts, von
Gesprächen mit den jeweiligen Partei- bzw. Staatschefs und
Grüße an die Heimatbevölkerung. Daneben wurden Beobachtungen
und Aufnahmen (auch multispektral mit
MKF 6 des Heimatlandes des Gastes,
medizinisch-biologische Untersuchungen und Experimente mit landestypischen
Produkten durchgeführt. Der Gastbesuch war auf ca. sieben Tage und 21,5 h
(mit nur einer Toleranz von +/- einer Stunde) ausgelegt. Die Vorbereitung
dieser Missionen benötigte nicht besonders viel Zeit, da auf meist in der
Sowjetunion ausgebildete (also sprachkundige) Militärflieger
zurückgegriffen werden konnte.