Start von Cape Canaveral (
KSC) und
Landung auf der Edwards
AFB, Runway 22.
Der Start war für den 25.
Februar 1993 geplant, wurde jedoch mehrfach verschoben. Die erste Verschiebung
des Starts resultierte aus fehlenden Eintragungen in den Dokumenten über
die eingebauten Dichtungshalterungen an den Spitzen der Turbinenschaufeln. Der
daraufhin angeordnete vorsorgliche Austausch der drei Pumpen konnte aber auf
der Startrampe erfolgen. Der nächste geplante Starttermin, der 14.
März 1993 konnte wegen eines in der Triebwerkssektion geplatzten
Hydraulikschlauchs ebenfalls nicht gehalten werden. Witterungsbedingt musste
der Start dann nochmals um 24 Stunden verschoben werden.
Am 22. März
1993 musste der Start drei Sekunden vor dem Abheben abgebrochen werden, als die
Haupttriebwerke bereits gezündet hatten. Die Computer zeigten an, dass
eines der drei Triebwerke nicht den vollen Schub entwickelte. Dieser Vorgang
wird als
"RSLS abort" (Redundance Set Launch Sequencer Abort)
bezeichnet. Dies war zuvor erst zwei Mal in der Geschichte des Space Shuttle
passiert (bei
STS-41D und
STS-51F). Wenige Sekunden nach
Abschaltung der Triebwerke wurde Tausende von Kubikmetern Wasser über die
drei Haupttriebwerke gesprüht, um so ein Feuer durch eventuell
austretenden Wasserstoff zu verhindern. Alle drei Triebwerke wurden
ausgetauscht. Dies führte zu einer mehrwöchigen Startverzögerung
und letztlich auch zu einer Flugplanumstellung. Es wurde entschieden,
zunächst
STS-56 zu starten, ehe die
Columbia einen neuen Startversuch unternehmen sollte. Am 24. April 1993 musste
der neue Startversuch erneut wegen technischer Probleme mit einem
Navigationsgerät abgebrochen werden.
STS-55 ist im deutschsprachigen Raum besser bekannt
als die zweite
Deutsche Spacelab-Mission D-2, die acht Jahre nach dem
ersten Flug (D1 mit
STS-61A)
durchgeführt wurde. Trotz der Bezeichnung war der Flug international. Die
insgesamt 88 wissenschaftlichen Versuche wurden neben dem
DLR von der
NASA, der
ESA, sowie der französischen und japanischen
Raumfahrtbehörde erstellt. Wie bei allen Spacelab-Missionen arbeitete die
Besatzung in zwei Schichten rund um die Uhr, um die Zeit in der Erdumlaufbahn
optimal ausnutzen zu können. Dem roten Team gehörten Hans
Schlegel und Bernard
Harris an, während Jerry
Ross
und Ulrich
Walter das blaue Team bildeten. Im Verlauf der Mission wurden
zahlreiche Versuche im Spacelab durchgeführt. Das aus Europa stammende
Modul war bestückt mit dem Anthro-Rack (Humanmedizinische Versuche an
Astronauten), dem Biolabor (Biologische Versuche), dem Werkstofflabor und
weiteren Versuchsanlagen. Viele Experimente bauten auf denen der
D1-Mission auf, waren jedoch zum
Beispiel durch genauere Messverfahren verbessert worden.
Eine Kamera an
Bord blickte zur Milchstraße, eine fotografierte die Erdoberfläche.
Im Biolabor tummelten sich Larven des Südafrikanischen Krallenfrosches und
des Buntbarsches, um ihre Reaktion auf die Schwerelosigkeit zu beobachten. Auch
Tabak, Sonnenblume und Fingerhut wurde auf die Reise in die Schwerelosigkeit
geschickt - ihre Zellen sollten im All miteinander verschmelzen. Ulrich
Walter strampelte auf dem Fahrrad-Ergometer und erfasste
dabei die Zusammensetzung seiner Atemluft. Hans
Schlegel züchtete in der
MEDEA-Anlage
Gallium-Arsenid-Kristalle. Mit den insgesamt 88 europäischen,
amerikanischen und japanischen Experimenten übertraf die D-2-Mission ihre
Vorgängermission D1 (
STS-61A), die
1985 um die Erde kreiste. Im Kontrollzentrum am
DLR-Standort Oberpfaffenhofen erstellte Projektleiter
Hauke Dodeck mit seinem Team jeden Abend einen Statusbericht und aktualisierte
die Ablaufpläne - die Timelines - für die Mission. "Das
Raumfahrtkontrollzentrum des
DLR hatte ja die Verantwortung für den gesamten
Nutzlastbetrieb."
Durch den Astronauten und Mediziner Bernard
Harris wurde erstmals im Weltraum einem Astronauten (Hans
Schlegel) ein intravenöser Zugang gelegt, durch den eine
Kochsalzlösung injiziert wurde. Dies war Teil einer Studie, die das
Ersetzen von aufgrund der Anpassung an die Schwerelosigkeit verlorener
Flüssigkeit erforschen sollte. Andere Crewmitglieder nahmen daran
ebenfalls teil.
An Bord befand sich auch
Rotex ("Robot Technology
Experiment on Spacelab D-2-Mission"), ein von der Erde fernsteuerbaren
Leichtbau-Roboterarm, mit dem es gelang, ferngesteuert ein freischwebendes
Objekt einzufangen. Dieses Experiment gehörte zu den Experimenten der
DLR.
STS-55 Besatzungsmitglieder nahmen an zwei Amateurfunk
Experimenten,
SAREX II aus den Vereinigten Staaten und dem Deutschen
SAFEX, teil. Diese Experimente erlauben Studenten und Funkamateure aus der
ganzen Welt, direkt mit dem Space Shuttle in der Umlaufbahn zu sprechen und
nahmen an einer Konferenz mit SpaceMedicine der
Mayo-Klinik.
Während des Fluges bestand zeitweise Funkkontakt mit
der russischen Raumstation
MIR. Gennadi
Manakow und Alexander
Polestschuk funkten von Bord der
MIR in englischer Sprache: "Columbia, Columbia! Hier
ist die russische Raumstation
MIR. Wir an Bord der Raumstation
MIR beglückwünschen die
amerikanisch-deutsche Crew der Columbia zu ihrem erfolgreichen
Start."
Die Stromversorgung hatte genügend Reserven für einen
zehnten Missionstag. Unter anderem gingen die materialphysikalischen Versuche
weiter, das medizinische Labor Anthro-Rack blieb in Betrieb, ROTEX sollte
für weitere Aufgaben eingesetzt werden. Der Zusatztag verhalf auch einem
weiteren Experiment zu seiner Erfindung: Ohne Eingriffe in den Körper
maß Astronaut Hans
Schlegel mit der Ballistokardiographie die Schwingungen, die
der Herzschlag auf den Körper ausübt.
Wegen schlechten Wetters
in Florida musste die Landung einen Erdumlauf später zur Edwards
AFB verlegt werden. Die Landung musste auf jeden Fall
an diesem Tag erfolgen, weil wegen eines Defektes nur ein funktionsfähiger
Kühlschrank für die Aufbewahrung der biologischen Proben zur
Verfügung stand.