Das Raumschiff startete vom Kosmodrom
Baikonur. Die Landung erfolgte 188 km östlich von Dsheskasgan.
Nach eintägigem Alleinflug koppelte
Sojus 11 am 07. Juni 1971 mit der Raumstation
Saljut 1.
Diesmal musste die Besatzung nicht in den automatischen Ablauf eingreifen. Die
Kopplung selbst fand am 07. Juni 1971 um 07:49
UTC außerhalb der Reichweite der Bodenstationen
statt, und als die Verbindung wieder aufgenommen werden konnte, hatte die
Besatzung die Raumstation bereits betreten. Die Kosmonauten meldeten einen
unangenehmen, verbrannten Geruch in der Luft. Da ein kompletter Luftaustausch
der Station ca. 20 Stunden benötigte, sollte die Mannschaft die erste
Nacht an Bord der
Sojus verbringen. Diese Mission wurde
der erste
Flug zu einer Raumstation in der Geschichte der bemannten Raumfahrt.
Nach der Nachtruhe war die Luft in der Raumstation besser. Die Besatzung
zog in die
Saljut um und fuhr alle Systeme der
Sojus herunter. Damit ging die erste Raumstation der
Geschichte in Betrieb, zwei Jahre vor der amerikanischen Skylab. Die
Kosmonauten machten eine Kurskorrektur und drehten die Solarzellen in die
Sonne, um ein Maximum an elektrischer Energie zu erhalten.
Am 16. Juni
1971 bemerkten die Kosmonauten erneut einen starken, verbrannten Geruch, dessen
Ursache sie nicht feststellen konnten. Zeitweise bereiteten sie das
Sojus-Raumschiff zum Abkoppeln vor, blieben dann aber
an Bord der
Saljut. Zehn Stunden nach dem ersten Auftreten des
Brandgeruchs war die Luft wieder normal und die Situation stabil. Kommandant
Georgi
Dobrowolski bat darum, die Mission fortzusetzen. Die
Staatskommission entsprach dieser Bitte am nächsten Tag, einem Ruhetag
für die Besatzung, ordnete aber an, sämtliche wissenschaftlichen
Geräte abzuschalten. Sie sollten nach und nach wieder in Betrieb genommen
werden, um die Ursache des Brandgeruchs feststellen zu können. Am
Folgetag, dem 18. Juni 1971, waren alle Systeme wieder in Betrieb, es trat aber
kein Brandgeruch mehr auf.
Verschiedene wissenschaftliche Arbeiten auf
den Gebieten der Biologie, Astronomie und Erdbeobachtung wurden
durchgeführt. Eines der wichtigsten Instrumente, ein großes
Sonnenteleskop, konnte nicht eingesetzt werden, weil sich eine Abdeckung an der
Außenseite der Raumstation nicht entfernen ließ.
Die
Besatzung befand sich im Laufe der Zeit nicht mehr in bester körperlicher
und mentaler Verfassung. Aufgrund des Brandgeruch-Zwischenfalls und ungeplanter
Reparaturen hatten sie das regelmäßige Training vernachlässigt.
Die Gummibänder der Trainingsanzüge, die Schwerkrafteffekte
simulieren sollten, waren ausgeleiert. Die Tretmühle, die für
Bewegung sorgen sollte, war schon nach einigen Tagen aus dem Verkehr gezogen
worden, weil sie die ganze Station in Vibration versetzte, sodass die
Solarzellen wackelten und der Treibstoff in den Tanks schwappte. Es kam auch zu
Spannungen zwischen Kommandant Georgi
Dobrowolski und dem bereits raumflugerfahrenen Wladislaw
Wolkow. Die Landung wurde für den 30. Juni 1971 geplant,
entweder bei Nacht oder kurz vor Sonnenaufgang. Der spätere Zeitpunkt war
günstiger, falls die Besatzung sofort medizinische Betreuung
benötigte.
Am 26. Juni 1971 hatten die drei Raumfahrer alle
wissenschaftlichen und technischen Experimente abgeschlossen. Die restlichen
Tage dienten dem körperlichen Training und der Vorbereitung der
Rückkehr. Es war nicht möglich, alle Filme und Experimente in der
Sojus-Landekapsel zur Erde zurückzubringen,
sodass die Bodenstation eine Auswahl treffen musste.
Die
Landung
war für den 30. Juni 1971 im Morgengrauen vorgesehen (noch der 29. Juni
1971 nach
UTC). Die Besatzung sollte während der Landung
Funkkontakt über Kurzwelle und UKW halten und das Öffnen des
Fallschirms melden. Die Kosmonauten sollten in der Landekapsel bleiben und die
Luke nicht selbst öffnen, sondern das Eintreffen der Bergungsmannschaft
und des medizinischen Personals abwarten, was höchstens 20 bis 30 Minuten
dauern sollte.
Nach dem Umsteigen in das Rückkehrmodul des
Sojus-Raumschiffs zeigte eine Warnleuchte an, dass die
Luke zwischen Rückkehr- und Orbitalmodul nicht dicht geschlossen war. Erst
nach mehreren Versuchen konnte die Besatzung die Luke verriegeln. Nach dem
Abkoppeln wurden noch viele Bilder von
Saljut 1 aus unterschiedlichen Entfernungen gemacht,
um den Zustand der Raumstation zu dokumentieren.
Etwa zwölf Minuten
nach dem Zünden der Bremsrakete für 188 Sekunden wurden
Rückkehr-, Orbital- und Servicemodul planmäßig voneinander
getrennt. Auf Grund einer fehlerhaften Zündsequenz der Sprengbolzen
öffnete sich dabei unerwartet ein Frischluftventil, und die Atemluft
entwich aus der Landekapsel.
Georgi
Dobrowolski, Wladislaw
Wolkow und Wiktor
Pazajew waren innerhalb kürzester Zeit tot. Die
Landung erfolgte automatisch.
Nach dieser Mission war das Tragen von
Druckanzügen beim Start, bei Kopplungs-Manövern und bei der Landung
vorgeschrieben.
Die Untersuchung ergab, dass etwa zwölf Minuten
nach der Bremszündung das Orbitalmodul wie vorgesehen von der
Rückkehrkapsel getrennt wurde. Die zwölf Sprengladungen explodierten
dabei allerdings nicht wie vorgesehen nacheinander, sondern gleichzeitig. Durch
die Erschütterung wurde ein Siegel an einem Druckausgleichsventil
verletzt. Dieses Siegel hätte eigentlich erst viel später durch eine
andere Sprengladung entfernt werden sollen, damit ab einer Höhe von
wenigen Kilometer Frischluft mit Außendruck in die Kabine gelangen
konnte. Dadurch, dass das Ventil bereits in 168 km Höhe geöffnet
wurde, entwich die Kabinenluft, was innerhalb von 30 Sekunden zur
Bewusstlosigkeit führte. Zwei Minuten nach dem Abtrennen des Orbitalmoduls
war die Landekapsel praktisch luftleer.
Die medizinischen Daten der
Besatzung wurden stetig aufgezeichnet, aber nicht fortwährend zur Erde
gesendet. Als das Orbitalmodul abgetrennt wurde, hatte Wladislaw
Wolkow mit 120 Schlägen pro Minuten den höchsten
Puls der drei Kosmonauten. Wiktor
Pazajew hatte 92 bis 106, Georgi
Dobrowolski nur 78 bis 85. Der Durchschnittswert bei
früheren Flügen lag in dieser Phase bei 120, die Kosmonautin
Walentina
Tereschkowa hatte 160 Schläge. Einige Sekunden nach dem
Abtrennen bemerkte die Mannschaft das Leck. Georgi
Dobrowolskis Puls stieg auf 114 und Wladislaw
Wolkows sogar auf 180. Kurz darauf verloren die drei das
Bewusstsein. 50 Sekunden nach dem Abtrennen fiel Wiktor
Pazajews Puls auf 42 Schläge in der Minute, ein
typisches Zeichen für Ersticken. 110 Sekunden nach dem Abtrennen hatten
alle drei Kosmonauten Herzstillstand.