Bemannte Raumflüge

Internationale Flug-Nr. 57

Sojus 22

Jastreb

UdSSR

UdSSR

Start-, Bahn- und Landedaten

Startdatum:  15.09.1976
Startzeit:  09:48:30.026 UTC
Startort:  Baikonur
Startrampe:  1
Bahnhöhe:  185 - 296 km
Inklination:  64,75°
Landedatum:  23.09.1976
Landezeit:  07:40:47 UTC
Landeort:  150 km NW von Zelinograd
Crew Sojus 22

alternatives Crewfoto

alternatives Crewfoto

alternatives Crewfoto

alternatives Crewfoto

alternatives Crewfoto

Besatzung

Nr.   Name Vorname Position Flug-Nr. Flugdauer Erdorbits
1  Bykowski  Waleri Fjodorowitsch  Kommandant 2 7d 21h 52m 17s  127 
2  Axjonow  Wladimir Wiktorowitsch  Bordingenieur 1 7d 21h 52m 17s  127 

Sitzverteilung der Besatzung

Start
1  Bykowski
2  Axjonow
Raumschiff Sojus 22
Landung
1  Bykowski
2  Axjonow

1. Ersatzmannschaft

Nr.   Name Vorname Position
1  Malyschew  Juri Wassiljewitsch  Kommandant
2  Strekalow  Gennadi Michailowitsch  Bordingenieur
Crew Sojus 22 (1. Ersatzmannschaft)

2. Ersatzmannschaft

Nr.   Name Vorname Position
1  Popow  Leonid Iwanowitsch  Kommandant
2  Andrejew  Boris Dmitrijewitsch  Bordingenieur
Crew Sojus 22 (2. Ersatzmannschaft)

Hardware

Trägerrakete:  Sojus-U (Nr. E15000-69)
Raumschiff:  Sojus 22 (7K-TM Nr. 74)

Flugverlauf

Der Start erfolgte vom Kosmodrom Baikonur. Die Sojus-Raumkapsel landete 150 km nordwestlich von Zelinograd.

Der gewählte Orbit (Bahnneigung 64,75º) war ungewöhnlich für ein Sojus-Raumschiff. Solch eine Umlaufbahn wurde seit den Woßchod-Flügen nicht mehr benutzt. Der Grund dafür war, eine maximale Abdeckung des DDR-Territoriums zu erreichen. An der Stelle, wo sich normalerweise bei Sojus-Raumschiffen der Kopplungsstutzen befand, war Sojus 22 mit der Multispektralkamera MKF 6 ausgestattet. Diese stammte vom VEB Carl Zeiss Jena. Damit wurden mehr als 2500 Aufnahmen im sichtbaren und infraroten Spektralbereich von großen Teilen der UdSSR sowie des gesamten DDR-Territoriums gemacht.

Die offizielle Aufgabe war die Überprüfung und Verbesserung der Methoden zur Erduntersuchung im Interesse der Volkswirtschaften der UdSSR und der DDR. Die eingesetzte Kamera hatte sechs Objektive - vier für sichtbares und zwei für infrarotes Licht. Es wurde jeweils ein 165 km breiter Streifen der Erdoberfläche untersucht. Das bedeutet, dass innerhalb von zehn Minuten eine Fläche von einer halben Million Quadratkilometer untersucht werden konnte. Die MKF 6 ermöglichte eine Kombination von Photogrammetrie und Spektrometrie. Die Objektivbrennweite betrug 125 mm, die beobachteten Spektralbereiche 460 - 500 nm, 520 - 560 nm, 580 - 620 nm, 640 - 680 nm, 700 - 740 nm, 780 - 860 nm die auf Filmen mit einem Format 56 mm x 81 mm aufgezeichnet wurden.

Die ersten Testfotos wurden von der Baikal-Amur-Magistrale gemacht, die gerade gebaut wurde. Am dritten Tag fotografierten die Kosmonauten ein Gebiet von Sibirien bis zum Ochotskischen Meer und die nördliche UdSSR.

Die Besatzung untersuchte am vierten Tag die Erdatmosphäre und machte Aufnahmen vom Mondauf- und -untergang, während sie die Erde umkreisten. Das erlaubte ihnen zu sehen, wie sauber die Fenster des Raumschiffes waren. Weitere Fotos folgten von Zentralasien, Kasachstan und Sibirien mit einem Augenmerk auf geologische Formationen und Landwirtschaft.

Am fünften Tag stand Aserbaidschan, der südliche Ural, erneut die Baikal-Amur-Magistrale und Westsibirien im Mittelpunkt. Zur selben Zeit flog ein Flugzeug mit einer zweiten Kamera über die Gebiete. Später verglich man die gemachten Aufnahmen miteinander.

Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS berichtete über den sechsten Tag der Mission, dass Aufnahmen von Gebieten gemacht wurden, die noch nie das Objekt von Raumfotografie gewesen waren, wie Teile von Sibirien, der nördlichen und der europäischen UdSSR.

Während des letzten Tages der Mission konzentrierte man sich auf die DDR. Eine Antonow An-30 überflog das Gebiet mit einer baugleichen Kamera, wie Sojus 22 sie hatte. Weiterhin wurden Zentralasien, Kasachstan, Ostsibirien und südwestliche Teile der Sowjetunion fotografiert, um sie mit früher gemachten Aufnahmen vergleichen zu können.

Die Besatzung musste am Ende die Kamera auseinandernehmen, um auch an die Filter (blau, grün, orange, rot, violett und schwarz) zu gelangen. Die Filter wurden gebraucht, um die Aufnahmen später kalibrieren zu können. Der Ausbau nahm mehrere Stunden in Anspruch.

Neben den Erdaufnahmen führte die Besatzung eine Reihe von biologischen Experimenten während der einwöchigen Mission durch. So war eine kleine Zentrifuge an Bord, mit der untersucht wurde, wie Pflanzen in künstlich erzeugter Schwere wachsen. Sie untersuchten auch den Effekt von kosmischen Strahlen, die das Auge passieren. Dieser Effekt wurde zuerst von Apollo-Astronauten während ihrer Ruhephasen wahrgenommen. Sie sahen helle Blitze, als sie ihre Augen schlossen. Dies wurde durch die tatsächlich durchs Auge tretenden kosmischen Strahlen verursacht. Sojus 22 hatte außerdem ein kleines Aquarium an Bord, sodass die Crew das Wachstum der Fische verfolgen konnte.

In ihren Raumanzügen hatten die Kosmonauten ihre Plätze im Landemodul eingenommen, nachdem sie die Luke zur Orbitalsektion geschlossen hatten. Dann richteten sie das Raumschiff so aus, dass das Triebwerk des Geräteteils in Flugrichtung zeigte. Dieses wurde kurz darauf für 188 Sekunden gezündet und leitete den Abstieg zur Erdoberfläche ein. Im nächsten Schritt erfolgte das planmäßige Abtrennen der Orbitalsektion und des Geräteteils, die beide in der Erdatmosphäre verglühten. Das verbleibende Landemodul wurde so ausgerichtet, dass der Eintrittswinkel für eine möglichst genaue Landung in Kasachstan erreicht wurde. Nach dem Eintritt in die Erdatmosphäre brach der Funkkontakt wegen der heißen Plasmagase rund um die Kapsel ab. Dann löste sich der Deckel des Fallschirmbehälters und der Bremsfallschirm wurde ausgestoßen. Nachdem auch der Hitzeschutzschild abgetrennt worden war, schwebte die Sojus an ihrem Hauptfallschirm Richtung Erdboden. Kleine Feststoff-Bremsraketen, die kurz vor dem Berühren des Bodens ausgelöst worden waren, verminderten die Aufprallgeschwindigkeit. Sofort nach der erfolgreichen Landung wurden die Fallschirmleinen gekappt, damit die Kapsel nicht durch den Wind über den Boden gezogen werden konnte. Nach der Landung gehört es zum Ritual, dass die Kosmonauten das Raumschiff mit ihrer Unterschrift versehen.

Fotos

MKF-6 MKF-6
Mannschaftstraining an Bord von Sojus 22
an Bord von Sojus 22 an Bord von Sojus 22
an Bord von Sojus 22 Landung Sojus 22
Bergung Sojus 22  

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Letztes Update am 11. Mai 2021.

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