Sojus 15 trat seinen Weg in die Erdumlaufbahn vom
Kosmodrom Baikonur aus an. Die Landung erfolgte 48 km südwestlich von
Zelinograd.
Geplant war die Fortsetzung der Arbeiten mit der Station
Saljut 3/
Almas 2. Die Mission sollte wahrscheinlich zwischen 19
und 29 Tage dauern. Bei
Almas handelte es sich um eine
militärische Raumstation mit entsprechender Besatzung und
militärisch ausgerichteten Experimenten und Beobachtungen.
Ziel von
Sojus 15 war der Test des neuartigen automatischen
Kopplungssystems Igla, das für die in der Entwicklung befindlichen
unbemannten Progress-Transporter vorgesehen war. Hierzu sollte das Raumschiff
zweimal mit der Raumstation koppeln.
Das Raumschiff näherte im 16.
Erdumlauf plangemäß unter Nutzung des automatischen Dockingsystems
Igla der Station bis auf etwa 300 Meter. Dann wechselte das System jedoch nicht
in die Sequenz zur Endannäherung, sondern schaltete in einen Modus, der
den Anflug normalerweise aus ca. drei Kilometer Entfernung kontrolliert. Es
beschleunigte das Raumschiff auf eine Relativgeschwindigkeit zu
Saljut 3 von bis zu 72 km/h. Mit dieser
Relativgeschwindigkeit flog
Sojus 15 in nur 40 Meter Entfernung an der Station
vorbei. Insgesamt erfolgten
drei automatische Anflüge. Durch die
teils unkontrollierten Triebwerkszündungen geriet das Raumschiff
außer Kontrolle. Die Besatzung begann dann, eine manuelle Kopplung
vorzunehmen. Mehrere derartige Versuche schlugen ebenfalls fehl.
Danach
verblieb nur noch genug Treibstoff, um die Rückkehr zur Erde
sicherzustellen.
Der Flug musste bereits nach zwei Tagen beendet
werden.
Die Kosmonauten hatten ihre Plätze im Landemodul
eingenommen, nachdem sie die Luke zur Orbitalsektion geschlossen hatten. Dann
richteten sie das Raumschiff so aus, dass das Triebwerk des Geräteteils in
Flugrichtung zeigte. Dieses wurde kurz darauf für 188 Sekunden
gezündet und leitete den Abstieg zur Erdoberfläche ein. Im
nächsten Schritt erfolgte das planmäßige Abtrennen der
Orbitalsektion und des Geräteteils, die beide in der Erdatmosphäre
verglühten. Das verbleibende Landemodul wurde so ausgerichtet, dass der
Eintrittswinkel für eine möglichst genaue Landung in Kasachstan
erreicht wurde. Nach dem Eintritt in die Erdatmosphäre brach der
Funkkontakt wegen der heißen Plasmagase rund um die Kapsel ab. Dann
löste sich der Deckel des Fallschirmbehälters und der Bremsfallschirm
wurde ausgestoßen. Nachdem auch der Hitzeschutzschild abgetrennt worden
war, schwebte die
Sojus an ihrem Hauptfallschirm Richtung Erdboden.
Kleine Feststoff-Bremsraketen, die kurz vor dem Berühren des Bodens
ausgelöst worden waren, verminderten die Aufprallgeschwindigkeit. Sofort
nach der erfolgreichen Landung wurden die Fallschirmleinen gekappt, damit die
Kapsel nicht durch den Wind über den Boden gezogen werden konnte. Nach der
Landung gehört es zum Ritual, dass die Kosmonauten das Raumschiff mit
ihrer Unterschrift versehen.
Da das Kopplungssystem des
Sojus-Raumschiffes überarbeitet werden musste,
konnte
Saljut 3 nicht mehr bemannt werden. Der nächste
geplante Raumflug,
Sojus 16 mit Boris
Wolynow und Witali
Sholobow wurde abgesagt. Stattdessen flog als nächstes
Raumschiff im Dezember 1974 eine Version, die mit einem Kopplungsmechanismus
für das
Apollo-
Sojus-Projekt ausgerüstet war. Im Januar 1975
konnte mit
Saljut 4 der Raumstationsbetrieb fortgesetzt werden.
Da es sich im Gegensatz zu
Saljut 3 um eine zivile Station handelte, mussten
Boris
Wolynow und Witali
Sholobow mit ihrem Einsatz zwei Jahre bis zur nächsten
militärischen Station (
Saljut 5) warten.
Später wurden mit Kosmos
670 und Kosmos 672 zwei Modifikationen des
Sojus-Raumschiffs auf unbemannten Erprobungsfügen
getestet.