Der Start erfolgte von Cape Canaveral. Es war
der zweite amerikanische Raumflug mit einem Menschen an Bord. Das
Mercury-Raumschiff Liberty Bell 7 oder MR-4 (für
Mercury-Redstone) führte allerdings nur einen
ballistischen Flug durch. Ein Erreichen des Erdorbits war mit der
Redstone-Rakete nicht möglich.
Der Start war zuerst für den
18. Juli 1961 vorgesehen, wurde aber wegen schlechten Wetters zunächst um
einen Tag auf den 19. Juli 1961 verlegt. Zehn Minuten vor dem Ende des
Countdowns wurde allerdings auch dieser Start abgesagt und um zwei weitere Tage
verschoben.
Während des gut 15-minütigen Fluges konnte Virgil
Grissom das Raumschiff um mehrere Achsen drehen. Nach
Erreichen der Gipfelhöhe von 190 km zündete er die Bremsraketen.
Während des Niedergangs beobachtete Virgil
Grissom Risse im Fallschirm, die sich jedoch nicht
vergrößerten.
Größere Probleme traten nach der
Wasserung der
Mercury-Kapsel auf. Virgil
Grissom war noch in der Kapsel, als der Sprengsatz der Luke
ausgelöst wurde und der Lukendeckel davonflog. Sehr schnell füllte
sich das Raumschiff mit Wasser. Virgil
Grissom, der bereits den Helm und die Sauerstoffleitungen
abgenommen hatte, konnte sich durch die offene Luke ins Meer retten.
Zunächst konnte er sich ohne Probleme schwimmend über Wasser halten,
jedoch füllte nach und nach sein Raumanzug mit Wasser. Der inzwischen
herangeeilte Hubschrauber bereitete ihm mit seinen starken Rotorbewegungen
zusätzliche Schwierigkeiten. Schließlich gelang es ihm, einen
Haltegurt zu ergreifen, an dem er aus dem Meer gezogen werden konnte. Der
Hubschrauber brachte ihn zu dem Zerstörer
USS Randolph.
Zuvor war der Versuch, die
Mercury-Kapsel zu bergen, aufgegeben worden. Den
beiden Piloten des Hubschraubers, der am dichtesten bei Liberty Bell 7 war,
gelang es noch, die Landekapsel an den Haken zu nehmen. Beim Versuch sie
anzuheben, leuchtete eine Warnlampe im Cockpit auf und wies auf eine
Überlastung der Motoren. Vollgelaufen mit Wasser wog die
Mercury mehr als der Hubschrauber heben konnte, und es
bestand die Gefahr, dass die Motoren überlastet würden.
Schließlich versank Liberty Bell 7 im Atlantik auf eine Tiefe von 5000
Metern.
Die Gründe für das vorzeitige Absprengen der Luke
konnten niemals ausgeklärt werden. Es gab zwei Auslösemechanismen: im
Inneren der Landekapsel konnte der Pilot den Sprengsatz auslösen, und auch
von außen konnten Rettungsmannschaften im Notfall einen T-förmigen
Griff (t-handle) ziehen. Virgil
Grissom widersprach heftig den Vorwürfen, dass er die
Luke absichtlich oder unabsichtlich abgesprengt haben könnte. Bei
späteren
Mercury-Flügen trugen die Astronauten leichte
Handverletzungen davon, als sie den Sprengsatz betätigten. Virgil
Grissom hatte keine derartige Verletzung, ein Indiz
dafür, dass er mit der Hand nicht am Auslösemechanismus war, als die
Ladung zündete.
Virgil
Grissom war im März 1965 Kommandant des ersten
zweisitzigen Raumschiffs (
Gemini 3). Im Februar 1967 sollte er als Kommandant von
Apollo 1 erneut
in den Weltraum fliegen. Bei einer Routineübung am 27. Januar 1967 brach
jedoch an Bord der Apollo-Kapsel ein Feuer aus, bei dem neben Virgil
Grissom auch Edward
White
und Roger
Chaffee ums Leben kamen.