Bemannte Raumflüge

Internationale Flug-Nr. 177

STS-70

Discovery (21)

70. Space Shuttle Mission

USA

USA
Patch STS-70 Patch STS-70 Woody Woodpecker

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Quelle: www.spacepatches.nl

Patch STS-70 TDRS-G Patch STS-70 TDRS-7

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Start-, Bahn- und Landedaten

Startdatum:  13.07.1995
Startzeit:  13:41:55,020 UTC
Startort:  Cape Canaveral (KSC)
Startrampe:  39-B
Bahnhöhe:  257 - 257 km
Inklination:  28,45°
Landedatum:  22.07.1995
Landezeit:  12:01:59,430 UTC
Landeort:  Cape Canaveral (KSC)
Landegeschwindigkeit  369 km/h
Rollstrecke:  2.580 m
Gesamtgewicht beim Start:  2.051.041 kg
Startgewicht Shuttle :  117.292 kg
Landegewicht Shuttle :  88.410 kg

Crew auf dem Weg zum Start

Crew STS-70

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alternatives Crewfoto

Besatzung

Nr.   Name Vorname Position Flug-Nr. Flugdauer Erdorbits
1  Henricks  Terence Thomas "Tom"  CDR 3 8d 22h 20m 04s  142 
2  Kregel  Kevin Richard  PLT, IV-1 1 8d 22h 20m 04s  142 
3  Thomas  Donald Alan  MS-1, EV-2 2 8d 22h 20m 04s  142 
4  Currie  Nancy Jane Sherlock  MS-2, FE 2 8d 22h 20m 04s  142 
5  Weber  Mary Ellen  MS-3, EV-1 1 8d 22h 20m 04s  142 

Sitzverteilung der Besatzung

Start
1  Henricks
2  Kregel
3  Thomas
4  Currie
5  Weber
Space Shuttle Cockpit
Landung
1  Henricks
2  Kregel
3  Weber
4  Currie
5  Thomas

Hardware

Orbiter :  OV-103 (21.)
SSME (1 / 2 / 3):  2036-1 (1.) / 2019 (15.) / 2017 (12.)
SRB:  BI-073 / RSRM 44
ET:  ET-71 (LWT-64)
OMS Pod:  Left Pod 01 (24.) / Right Pod 03 (22.)
FWD RCS Pod:  FRC 3 (21.)
RMS:  -
EMU:  EMU Nr. 2039 (PLSS Nr. 1013) / EMU Nr. 2040 (PLSS Nr. 1014)

Flugverlauf

STS-70 startete von Cape Canaveral (KSC) und landete in Cape Canaveral (KSC), Runway 33.

Der Start sollte ursprünglich am 08. Juni 1995 erfolgen. Als sich die Discovery schon auf der Startrampe befand, hämmerte ein Specht 105 Löcher in die Isolationsschicht des externen Tanks des Shuttles, sodass die Discovery wieder in die Montagehalle zurückgefahren werden musste, damit die Reparaturen ausgeführt werden konnten. Seit diesem Ereignis stehen am Kennedy Space Center einige Eulenattrappen, um die Vögel abzuschrecken. Auch die Nester der Vögel wurden nach dieser Panne zugeklebt. Die NASA hatte zunächst gehofft, die Löcher innerhalb von zwei Tagen auf der Startrampe ausbessern zu können. Das Ausmaß war jedoch so groß, dass dies nicht möglich war. Außerdem waren Bereiche betroffen, die auf der Startrampe nicht erreicht werden konnten. Am 14. Juni 1995 konnte die Discovery zur Startrampe zurückgerollt werden. Als neuer Starttermin wurde der 13. Juli 1995 festgelegt.

Wesentliche Aufgabe der Mission war das Aussetzen des Kommunikations-Satelliten TDRS-G. Daneben stand eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Experimenten auf dem Flugprogramm.

Bereits kurz nach Erreichen der Erdumlaufbahn und dem Öffnen der Frachtraumtüren begannen die Vorarbeiten für das Aussetzen des Kommunikations-Satelliten TDRS-G.

Die TDRS-Satelliten haben ein Gewicht von knapp 2.300 kg. Ihre Grundform ist ein sechskantiges Prisma, das etwa 1,5 Meter hoch und maximal 2,5 Meter breit ist. Neben einer Lageregelungseinheit und den notwendigen Akkus sind 4 S-Band-Transponder mit 2,5 GHz, 12 C-Band-Transponder mit 6/4 GHz und zwei Ku-Band-Transponder mit 14/12 GHz an Bord. Das Antennenmodul bestand aus 28 Einzelstrahlern. Hinzu kamen vier kleine Antennen, die für die Kommunikation mit dem Satelliten selbst benötigt wurden. Die Solarflächen waren dreiteilig und hatten Ausmaße von 3,81 x 3,81 Meter und erzeugten 1.850 Watt elektrische Leistung. Der Kommunikationssatellit konnte bis zu 300 Mbit Daten pro Sekunde übertragen. Zum Transport in den geostationären Orbit war jeder TDRS mit einer IUS-Oberstufe bestückt. Dabei handelte es sich um ein zweistufiges Feststofftriebwerk. Die IUS ist 5,18 Meter lang und hat einen Durchmesser von 2,80 Metern. Sie erreicht eine Masse von 14.742 Kilogramm. Der TDRS ist an acht Punkten des oberen Verbindungsringes mit der IUS verbunden. Das TDRS-System ist ein weltraumbasiertes Netzwerk, das Dienste wie Kommunikation, Telemetrie, Orbit-Verfolgung, Datensammlung und Kommandoübermittlung bereitstellt, die essentiell sind für das Space Shuttle und andere Raumschiffe mit niedrigem Orbit wie dem "Hubble Space Telescope", dem "Compton Gamma Ray Observatory", dem "Upper Atmosphere Research Satellite", dem "Cosmic Background Explorer", dem "Extreme Ultraviolet Explorer", TOPEX-Poseidon, Landsat und viele mehr. TDRS-G war der siebte und letzte Satellit seiner Serie.
Nachdem das Gespann TDRS/IUS in allen Systemen überprüft worden war, wurde die Discovery in die korrekte Aussetzposition gebracht. In einem ersten Schritt wurde die IUS-Halterung 29 Grad aus der Nutzlastbucht herausgedreht. Danach brachte ein elektromagnetischer Motor das Gespann in eine 51,8 Grad Neigung. Durch kleine Sprengsätze wurde TDRS/IUS von der Halterung im Frachtraum gelöst und mit Hilfe von Sprungfedern auf eine Geschwindigkeit von 0,13 Metern pro Sekunde gebracht, mit der das Gespann die Nutzlastbucht verließ. Danach zündete Terence Henricks die Triebwerke des Space Shuttle. Die Astronauten hatten damit einen sicheren Abstand zur IUS-Oberstufe. Außerdem drehte der Orbiter dem Gespann die Unterseite zu, um Verunreinigungen durch Triebwerksabgase zu vermeiden. Durch zwei Zündungen der IUS-Oberstufe für 146 Sekunden und 108 Sekunden gelangte TDRS-G in eine geostationäre Erdumlaufbahn und erhielt dort den Namen TDRS-7.

Nachdem die Hauptaufgabe der Mission abgeschlossen war, konnte sich die Besatzung den wissenschaftlichen Sekundär-Nutzlasten widmen:

"Biological Research in Canisters" (BRIC)-4/5: Mit dieser Experimenten-Reihe wurde der Einfluss der Schwerelosigkeit auf Insekten und Pflanzen erforscht. Bei STS-70 wurde untersucht, wie sich das Hormonsystem und die Muskelbildung eines Tabakwurmes durch die Mikrogravitation verändern. In einem zweiten Experiment wurden die Einflüsse der Mikrogravitation auf das Wachstum der Pflanzenzellen erforscht. Damit sollten Erkenntnisse über den Anbau von Pflanzen im Weltraum gewonnen werden.

"Bioreactor Development System" (BDS)-B: Der Versuch war entwickelt worden, um zu zeigen, dass in einer Nährlösung Brustdrüsenzellen unter Mikrogravitation wachsen. Diese Anwendungen können zur Regeneration von Brustzellengewebe im Weltraum führen. Die im Rahmen von STS-70 gezüchteten Dickdarmkrebszellen wuchsen besser, als vergleichbare auf der Erde. Auf Videobildern konnten orangefarbige, bis erbsengroße Kugeln gesehen werden.

"Physiological and Anatomical Rodent Experiment / National Institutes of Health-Rodents" (PARE/NIH-R): Das Experiment untersuchte, ob die Mikrogravitation physiologische und anatomische Veränderungen in Ratten hervorruft. Die Untersuchungen konzentrierten sich auf die Entwicklungen von Muskeln, Nerven und Knochen sowie auf das Verhalten von Ratten.

"Commercial Protein Crystal Growth" (CPCG): Der Versuch sollte Informationen über wissenschaftliche Methoden und kommerzielle Ausnutzung liefern, um große und hochreine Proteinkristalle zu züchten. Die Astronauten experimentierten mit Kristallen des Alpha Interferonproteins, das gegen Hepatitis B und C eingesetzt wird.

"Space Tissue Loss" (STL)-B: In der Schwerelosigkeit wird das Immunsystem anfälliger und die Knochen sowie die Muskeln verlieren Substanz. Mit dem Experiment wollte man diese Veränderungen durch Untersuchungen an Medaka-Fischeiern untersuchen.

"Hand-Held, Earth Oriented, Real-Time, Cooperative, User-Friendly, Location-Targeting and Environmental System" (HERCULES): Das System bestand aus einer multispektralen Videokamera, einem Fluglageprozessor, einer "Inertial Measurement Unit", einem 8-mm-Videorecorder und einem Laptop-Computer. Ein Astronaut sollte die Videokamera auf ein beliebiges Ziel auf der Erde richten, um den zugehörigen Längen- und Breitengrad zu ermitteln. Zunächst schlug der Versuch, die "Inertial Measurement Unit" anhand von ausgesuchten Sternen zu justieren, fehl. Erst am letzten vollen Flugtag hatten die Astronauten damit Erfolg.

"Microcapsules in Space" (MIS)-B: Untersucht werden sollten Methoden, um die Technik und die Ausbeute für das Erzeugen von Mikrokapseln, in denen Antibiotika eingeschlossen werden, zu verbessern. Wissenschaftler glauben, dass so erzeugte Mikrokapseln wesentlich homogener hergestellt werden können.

"Midcourse Space Experiment" (MSX): Das militärische Programm wurde entwickelt, um damit ballistische Raketen in der Mitte ihres Weges zu überwachen.

"Radiation Monitoring Equipment" (RME)-III: Das Experiment misst die ionisierte Strahlung im Orbiter, die auf die Besatzung einwirkt. Gemessen werden die Gamma-, Elektronen-, Neutronen- und Protonenstrahlung. RME-III ist seit STS-26 bereits bei verschiedenen Shuttle-Flügen eingesetzt worden.

"Windows Experiment" (WINDEX): Das Experiment diente dem Studium verschiedener Effekte im Umfeld eines Space Shuttle im Orbit. Das durch die Rückstände von Triebwerks- und Steuerdüsenzündungen, das Ablassen von Brauchwasser und anderen Umweltbeeinflussungen entstehende sogenannte "Shuttle Glow" sollte näher untersucht werden. Die gewonnen Erkenntnisse sollen bei der Konstruktion künftiger Raumfahrzeuge Berücksichtigung finden.

"Visual Function Tester" (VFT)-4: Das Experiment sollte klären, warum Astronauten seit den Gemini-Missionen Schwierigkeiten haben, nahe Dinge klar zu erkennen. Untersucht werden sollte, wie sich das Sehvermögen des menschlichen Auges bei Schwerelosigkeit verändert und wie schnell sich das Auge erholt. Bei STS-70 wurden die bisherigen Erkenntnisse bestätigt. Die Astronauten berichteten, dass sie etwas länger als auf der Erde brauchten, nahe Dinge zu fixieren.

"Air Force Maui Optical System" (AMOS): Es handelt sich um ein elektrisch-optisches Instrument, das auf der Hawaii-Insel Maui installiert ist. Mit ihm soll das Space Shuttle im Orbit einschließlich Triebwerkszündungen und Ablassen von Brauchwasser verfolgt werden. An Bord des Orbiters sind dafür keine Instrumente erforderlich.

"Military Applications of Ship Tracks" (MAST): Ziel von MAST war es, herauszufinden, wie die Reflexionseigenschaften von Wolken durch die Verschmutzung der Meere durch Schiffe beeinflusst werden. Hierzu wurden hochauflösende Aufnahmen gefertigt.

"Shuttle Amateur Radio Experiment" (SAREX): Im Rahmen des SAREX-Programmes hatte Donald Thomas mehr als 100 Funkkontakte. Schüler von zwölf amerikanischen Schulen hatten die Möglichkeit, für vier bis acht Minuten direkt mit den Astronauten an Bord der Discovery zu sprechen.

Am 18. Juli 1995 entdeckten die Besatzungsmitglieder im Fenster rechts neben dem Piloten einen Einschlagkrater von etwa 16 Millimeter Durchmesser bei einer Einschlagtiefe von etwa 8 Millimeter. Da der Mikrometeorit aber nur die äußerste eines aus mehreren Schichten bestehenden Fensters durchschlagen hatte, bestand zu keiner Zeit Gefahr für die Astronauten. Alle Fensterschichten haben zusammen eine Stärke von fast fünf Zentimetern.

Die für den 21. Juli 1995 auf Cape Canaveral (KSC) vorgesehene Landung musste wegen niedriger Wolken und Nebels abgesagt werden. Am folgenden Tag bestanden zur Zeit der ersten Landemöglichkeit in Florida weiterhin schlechte Wetterverhältnisse. Die zweite Landemöglichkeiten einen Orbit später konnte aber genutzt werden.

Fotos / Grafiken

Space Shuttle STS-70 auf dem Weg zur Startrampe
STS-70 auf der Startrampe Start STS-70
TDRS-G TDRS-G in der Ladebucht
Aussetzen TDRS-G Algerien
Leben an Bord Leben an Bord
Weber an Bord des Space Shuttle Currie an Bord des Space Shuttle
Kregel und Currie an Bord des Space Shuttle traditionelles Bordfoto STS-70
Landung STS-70

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Letztes Update am 26. März 2020.

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