Die Challenger hob mit ihrer sieben Mann
starken Besatzung von Cape Canaveral (
KSC) ab.
Nach etwa sieben Tag Flugzeit landete das Space Shuttle auf der Edwards
AFB, Runway 17. Wegen eines technischen Problems in
der automatischen Startsequenz erfolgte der Start der Mission
STS-51B mit einer Verspätung von zwei Minuten und
18 Sekunden.
Bei dieser Mission wurde
zum zweiten Mal das Spacelab
eingesetzt, jedoch war es der erste Einsatz mit einem vollständig
ausgerüsteten Spacelab. Die Bandbreite des Spacelabs konnte somit
eindrucksvoll demonstriert werden.
Um die Zeit im Spacelab optimal
nutzen zu können, wurde die Mannschaft in zwei Schichten aufgeteilt, die
jeweils 12 Stunden arbeitete. Das Gold-Team bestand aus Robert
Overmyer, Don
Lind,
William
Thornton und Taylor
Wang.
Zum Silber-Team gehörten Frederick
Gregory, Norman
Thagard und Lodewijk
van den Berg.
Nach Erreichen der Umlaufbahn konnte mit der
Aktivierung der Experimente mit dem wissenschaftlichen Programm von
"Spacelab-3" - so die offizielle Bezeichnung - begonnen
werden.
Eine der ersten Aktivitäten der Mannschaft bestand darin,
die beiden in den
GAS-Kanistern untergebrachten Subsatelliten in den
freien Weltraum auszusetzen. Ursprünglich war dies erst für den
sechsten Flugtag vorgesehen, jedoch befürchteten die beteiligten
Wissenschaftler eine Beeinträchtigung der Batterien, wenn diese über
einen so langen Zeitraum der Kälte des Weltraums ausgesetzt wären. So
wurde NUSAT gut vier Stunden nach dem Start aus dem
GAS-Container in den Weltraum entlassen. Ein weiterer
Satellit (
GLOMR = Global Low Orbiting Message Relay Satellite)
konnte dagegen nicht ausgesetzt werden und wurde wieder mit zur Erde
zurückgenommen.
Insgesamt
15 astrobiologische, astro- und
geophysikalische, biologische und Werkstoff-Experimente wurden
durchgeführt. Darunter waren auch Versuche zur Kristall-Züchtung und
Flüssigkeits-Physik.
Primäres Ziel der drei
materialwissenschaftlichen Experimente war die Gewinnung möglichst reiner
Kristalle. Auf der Erde lassen sich Kristalle nur in begrenzter
Größe und in weniger reiner Struktur herstellen. Im "Fluid
Experiment System" sollten u.a. Sulfat-Kristalle gezüchtet werden, die bei
Infrarotdetektoren ihre Verwendung finden. Weitere Züchtungen zielten auf
die Gewinnung von Kristallen ab, die bei Gamma- und
Röntgenstrahlen-Detektoren eingesetzt werden. Das Anwendungsgebiet liegt
im medizinischen Bereich. In einem französischen Experiment ging es um die
Herstellung von Saat-Kristallen. Dabei handelt es sich um Materiekerne, aus
denen ein Kristall wächst.
Sechs Experimente aus dem Bereich der
Lebenswissenschaften waren ebenso an Bord der Challenger. Vier Affen und 24
Ratten waren beim Flug von
STS-51B mit an Bord. Untergebracht waren sie in
individuellen Käfigen. Für die Fütterung der Tiere und die
Entsorgung der Fäkalien waren automatische Systeme installiert worden.
William
Thornton und Norman
Thagard beobachteten und dokumentierten deren Verhalten bei
der Anpassung an die Schwerelosigkeit. Vorrangig war aber der Nachweis, dass
die Gerätschaften zur Haltung von Tieren in der Schwerelosigkeit geeignet
waren. Hier zeigten sich z.B. bei verunreinigter Nahrung Defizite. Untersucht
wurde auch die sogenannte Weltraumkrankheit beim Menschen. Die Auswirkungen
sollten durch tiefe Atemzüge (Biofeedback Training) abgemildert werden.
Zur Kontrolle trugen einige Besatzungsmitglieder Elektroden am Körper. Ein
anderes Experiment zeichnete die abgegebene Urinmenge in Relation zur
Wasseraufnahme durch die Astronauten auf. Hierbei sollten Veränderungen im
Flüssigkeitshaushalt der Astronauten unter Schwerelosigkeit untersucht
werden.
Spacelab-3 führte vier Experimente aus dem Bereich der
Astronomie und der Erdbeobachtung mit. Das ATMOS-Experiment ("Atmospheric Trace
Molecules Spectroscopy") untersuchte die Zusammensetzung der äußeren
Schichten der irdischen Atmosphäre und damit auch die Lebensumwelt des
Menschen. Ein Interferometer wurde für Messungen bei unterschiedlichen
Wellenlängen benutzt. Der Infrarotdetektor sollte die Sonne durch die
Lufthülle immer dann anpeilen, wenn diese über dem Horizont
auftauchte. Ein weiteres Experiment war ein Ionendetektor. Mit ihm wurde die
Messung der Intensität des Ionenflusses verschiedener kosmischer Quellen
aufgezeichnet. Die "Very Wide Field Camera" (VWFC) nahm Himmelsobjekte wie z.B.
Galaxien im ultravioletten Licht auf. Bei einem anderen Experiment wurden die
Nordlichter erforscht und fotografisch dokumentiert.
Der
"Northern
Utah Satellit" (NUSAT) war etwa 52 kg schwer und war für die
Kalibrierung der Flugüberwachung in den USA und einigen anderen
Ländern gedacht. Der Subsatellit sollte zur Erhöhung der Sicherheit
in der zivilen Luftraumüberwachung beitragen.
GLOMR war ein Datenrelais- und
Kommunikationssatellit. Seine Hauptaufgabe bestand in der Aufnahme, Speicherung
und Weitergabe von digitalen Datenströmen. Das US-Verteidigungsministerium
wollte
GLOMR als Relaisstation für die Weiterleitung von
aufgezeichneten Sensormeldungen an Kampfbomber nutzen.
Die beiden
Nutzlastspezialisten Taylor
Wang
und Lodewijk
van den Berg standen u.a. für Untersuchungen bereit, die
prüfen sollten, ob autogenes Training und andere
Konzentrationsübungen (Biofeedback) hilfreich sind, die Weltraumkrankheit
zu bekämpfen.